Reisebericht Nr. 18 von liechtitour

Spanien
Geschrieben in Staefa/Schweiz, 10.07.2003 (nach 20 Monaten unterwegs und 6
Wochen Eingewoehnungszeit zurueck in der Schweiz)

Hola!

Obwohl wir schon wieder seit ueber einem Monat in der Heimat weilen und
sogar einige von Euch bereits persoenlich getroffen haben, moechten wir es
trotzdem nicht versaeumen unsere letzten Velo-Abenteuer durch Spanien,
Frankreich und die Schweiz als Reiseberichte zu verfassen...


MOMENTAN BEFINDEN WIR UNS HIER...
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Am 25. Mai 2003 starteten wir zur letzten Tagesetappe, die vom
"Zuerioberland" nach Staefa am Zuerichsee, unserem Ausgangsort vor fast 2
Jahren, fuehrte. Unsere Fahrradweltreise "Liechtitour - around the world
by bike" ist also nun zu Ende. An dieser Stelle moechten wir uns auch bei
allen bedanken, die so zahlreich zu unserem Willkommensfest erschienen
sind; fuer all das Mitgebrachte, sei es in kulinarischer Form oder
darbieterischer Art gewesen. Wir waren ueberwaelltigt und es hat uns
riesig gefreut! Wir haetten uns die Ankunft hier in der Schweiz nicht
schoener vorstellen koennen! Und ein anderer Dank geht natuerlich auch an
all diejenigen, die uns in Brief-, Karten-, EMail- und Telefonform
begruesst haben - Es tat und tut ja so gut!
Aber sosehr wir uns aufs Heimkommen freuten, soviel Respekt brachten wir
auch der kommenden Zeit des wieder "Sesshaftwerdens" entgegen. Einen
ersten Einblick in unser "Schweizerleben" gibt es aber erst in einem
spaeteren Reisebericht; denn vorerst moechten wir Euch nochmals ins "Leben
der Weltenbummler" entfuehren... (schwelg!!!)

BLICK ZURUECK:

GRENZE PORTUGAL/SPANIEN (CA. 50 KM NOERDLICH VON BADAJOZ(E)) - SALAMANCA -
SEGOVIA - LOGRONO - PAMPLONA - GRENZUEBERGANG SPANIEN/FRANKREICH IN DEN
ATLANTISCHEN PYRENAEEN
08.04.2003 - 28.04.2003
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Bei der blauen Europatafel mit den gelben Sternen und der Aufschrift
"ESPANA" sind wir das letzte mal stehen geblieben... wir lassen das erste
spanische Dorf "El Marco" rechts liegen und folgen der verkehrsarmen
Landstrasse Richtung Osten. Vergebens halten wir Ausschau nach einem
geeigneten Plaetzchen fuer die Nacht; alles entpuppt sich als Privatbesitz
oder eingezaeuntes Weideland mit so lieblichen, spanischen Stierchen, mit
denen wir im Moment eher wenig Lust verspuehren Bekanntschaft zu
schliessen ;-) Eine anstrengende Fahrt ueber drei hohe Huegelzuege will
uns die letzten Kraefte rauben. Kurz vor dem Eindunkeln finden wir dann
doch noch ein uneingezaeuntes Plaetzchen fuer unsere "Villa Unterwegs".
Schnell ist unser Nachtessen gekocht und wir sitzen unter einem klaren
Sternenzelt und geniessen Reis mit Gehacktem - mhh!

Unsere Uhren zeigen kurz nach 8.00 Uhr, als wir im nahen Dorf auf einer
Bank unser Fruehstuecksmuesli zubereiten. Es ist noch kalt und wir sind
froh, als sich die Sonne endlich ueber die Hueglrundungen wagt. Hat nun
Spanien die selbe Uhrzeit wie Portugal? Wir fragen einen Passanten:
"Viertel nach neun", sagt er - und das Dorf ist doch noch so verschlafen!?
Wir haben verpasst, dass die Spanier eine Stunde vor den Portugiesen
leben... aber nicht nur das, sie leben auch ein paar Stunden laenger in
den Abend hinein und geniessen dazu gerne ein Weinchen oder Bierchen in
einer feinen Tapa-Bar, aber davon spaeter mehr, es ist jetzt ja noch frueh
am Morgen!

Im kleinen Dorfladen bekommen wir von der aelteren Verkaeuferin einen
typischen spanischen Osterkuchen geschenkt. Sie findet unser Unternehmen,
von Spanien in die Schweiz per Fahrrad zu reisen, wahnsinn - dazu brauche
man doch wenigstens einen rechten Proviant! Auf unbefahrenen aber relativ
guten Landstrassen ueberqueren wir Huegelzug um Huegelzug. Durch gruenes
Weideland und violette Lavendelfelder kommen wir am Spaetnachmittag nach
Alcantara. Wegen seinen alten Haeusern und der antiken von Julius Caesar
erbauten roemischen Steinbruecke ueber den Rio Tajo (dieser Fluss fliesst
bei Lissabon ins Meer), geht es hier recht touristisch zu und her. Wir
ziehen ein ruhigeres Plaetzchen fuer die Nacht vor und fahren noch ein
paar km weiter, wo wir unter Eukalyptusbaeumen ein nettes Nachtlager
finden. Es ist ein klarer Abend und nach dem Eindunkeln legen wir uns auf
den Boden und staunen mit dem Feldstecher die Sternen -und Planetenwelt
ueber unseren Koepfen an - einfach genial!

Der steile Aufstieg so frueh morgens bringt uns trotz Frische schon zum
Schwitzen. Bei einem Hofladen decken wir uns mit stinkendem Schaf -und
Ziegenkaese ein, welchen wir spaeter beim Lunch genussvoll mit Weissbrot
und Oliven verschlingen - mhh! Mehr runter als rauf gehts weiter durch
weite, karge Landschaft und Korkplantagen nach Moraleja. Leider werden wir
die grossen, dunklen Wolken in unserem Nacken den ganzen Tag nicht los und
auch die Sonne vermag nicht gegen sie durchzukommen. Bei einem heissen
Schockoladegetraenk waermen wir uns in einer Gaststaette etwas auf. Zu
unserer Ueberraschung und Freude werden wir von den Wirtsleuten zu einer
traditionellen Linsensuppe, Knoblibrot und Wein einfach so eingeladen!
Draussen hat es unterdessen zu Troepfeln begonnen. Wir fragen nach einer
guenstigen Ubernachtungsmoeglichkeit und da meldet sich doch schon Teresa
zu Wort, die im Hintergrund mit ein paar Freunden am Stammtisch sitzt. Wir
koennten bei ihr und ihrem Mann uebernachten, wir sollen um 21.00 Uhr
vorbeikommen. Da es aber erst 18.00 Uhr ist, wir muede sind und keine Lust
verspueren noch lange im Restaurant rumzusitzen, lehnen wir dankend ab. Da
beginnt sie Ihren Schluessel zu suchen, wir koennten alleine schon mal zu
ihr nach hause gehen. Bald stellt sich heraus, dass Teresa einige
Glaeschen ueber ihren Durst getrunken hat. Wir sind froh, dass sie auch
nach längerem Wuehlen in ihrer Handtasche ihren Hausschluessel nicht
findet. Wir lassen die Einladung fallen. Im leichten Nieselregen fahren
wir die noch verbleibenden 15km nach Coria und finden ein superschoenes,
guenstiges 2-Sternhotel - wer weiss, wo wir heute Nacht gelandet waeren,
wenn Teresa ihren Schluessel doch noch gefunden haette?!

Es regnet waehrend der ganzen Nacht - wir schlafen aus. Doch bei den
ersten Anzeichen von "trockenen" Wolken satteln wir unsere Drahtesel und
ziehen los. Alle 5-20km kommen wir durch ein kleines Dorf. Aber diese sind
nicht mehr so huebsch und aufgeraeumt wie in Portugal. Auch finden wir
nicht mehr so viele gute Cafe-Bars wie zuvor im Nachbarsland. Die
EU-Gelder werden wohl verschieden eingesetzt... Es scheint ein
anstrengender Tag zu werden heute. Die enge Strasse fuehrt uns entlang
zweier Sierras - wir naehern uns dem Gebirge. Habt Ihr gewusst, dass
Spanien nach der Schweiz das im Schnitt am hoechsten gelegene europaeische
Land ist? Wir bis hierher auf jeden Fall nicht ;-) Trotzdem kommen wir gut
voran. Doch die Regenwolken sind uns immer dichter auf den Felgen. In der
Naehe eines im alten Stil gebauten Bergdorfes (rund um den Huegel gebaute
Holz-Flarzhaeuser) stellen wir unser Zelt in einem Kirschenhain, getarnt
von wilden Bromberstauden und alten Mauerresten, auf. Als wir im Begriff
sind ins Zelt zu kriechen, entleeren sich die Wolken in voller Wonne...

Tropf, tropf, tropf! Es regnet und windet wiedermal waehrend der ganzen
Nacht. Als der Wecker um 6.45Uhr klingelt, bringen uns werder 10 Schafe
noch 20 Ziegenboecke aus unseren Schlafsaecken raus! Erst vier Stunden
spaeter erwachen wir wieder - Regen! Als ich dann mal nach draussen muss,
finde ich einen meiner Schuhe voll mit Wasser gefuellt; so was nenne ich
wasserdicht, aber auch von Innen. Da hilft nur noch Zeitungspapier :-(
Fruehstueck gibts im Zelt: Muesli und heisser Tee aus dem Thermos vom
Abend. Am Nachmittag macht sich Christian auf ins Dorf runter um frisches
Trinkwasser und etwas zwischen die Zaehne zu holen. Ich widme mich dem
seit Tagen vernachlaessigten Tagebuechlein. Christian kommt mit vollen
Tueten zurueck. Vorerst betten wir uns in unsere warmen Daunenschlafsaecke
und geniessen den Regentag mit Lesen in unserem kleinen Zelt, das wir
mittlerweilen mit Zeitungen ausgelegt haben, da die Naesse durch den
Zeltboden gedrungen ist. Unsere "Villa Unterwegs" hat halt auch schon vier
Kontinente und bald 10 Jahre auf dem Ruecken. Bei diesen
Wetterverhaelltnissen lassen wir das Kochen ganz sein. Aber Christian hat
an alles gedacht! Unser "Tischlein" ist mit Brot, Salami, Kaese, Gemuese
und einem würzigen spanischen Rotwein gedeckt. Zum Dessert steht noch ein
Joghurt im "Kuehlschrank" draussen. Ungefaehr 36h verbringen wir zusammen
auf einer Raumgroesse von ca 1.20m x 2.0m x 1.0m - wir leben noch und
haben uns immer noch gern! Es lebt sich also auch auf kleinem Raum :-)

Seit Mitternacht blaest der Wind die Regenwolken in die Ferne. Der
herrliche Sternenhimmel entbloest sich am Himmelszelt. Am fruehen Morgen
erwartet uns ein phantastisches Morgenrot, als wir uns aus dem Zelt wagen.
Wie lange wird das Wetter wohl heute anhalten? Im Dorf Cepeda stellen wir
uns im kleinen "Tante Emma Laden" den Proviant fuer den kommenden Tag
zusammen. Dabei stellt sich heraus, dass die Besitzerin vor vielen Jahren
bei der "Zuerisee-Schiffahrtsgesellschaft" angestellt war und fuer 6 Jahre
auf den Schiffen gearbeitet hat.
Die Sonne gibt ihr Bestes, doch es bleibt kuehl und der Wind dringt uns
durch alle Ritzen bis auf die Haut; zum Glueck liegt er uns aber im
Ruecken! Viele Huegelzuege und Gebirgsketten sind zu ueberqueren. Die
Bergstrasse schlaengelt sich ein Tal runter und ein anderes wieder hoch.
Der heutige Hoehepunkt ist eine sich in Serpentinen hochwindende Strasse,
die uns auf das 1000 MueM liegende Hochplateau, die "Meseta", fuehrt.
Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es in Vecinos unters Dach einer
gedeckten Tankstelle zu fahren, bevor ein wild tobendes Gewitter mit
starken Winboehen ueber das Land hinwegfegt.
Die verbleibenden 30km nach Salamanca pedalen wir in stroemendem Regen auf
der stark befahrenen und gefaehrlichen C512 (Sonntagsfahrer kehren heim).
Aber es haette sich nicht gelohnt, so kurz vor unserem Tagesziel einen
anderen Unterschlupf zu suchen, mit dem Risiko anderntags nochmals nass
zu werden. Heute abend wartete schliesslich ein trockenes, schoenes und
warmes Jugendherbergebett auf uns...

Wir bleiben drei Tage in der Universitätsstadt Salamanca und werden in den
Tapa-Bars und Cafes zu leckeren Snacks und Gebaecken verfuehrt. Salamanca
ist eine wunderschöne Stadt und auf alle Fälle eine Reise wert! Natuerlich
lassen wir es uns nicht entgehen an der Fassade der alten Universitaet den
zu Spass eingemeisselten beruehmten Frosch und neuerdings an der
Kathedrale den Astronauten und das Eiscornet ausfindig zu machen - gar
nicht so einfach, bei so vielen Skulpturen; aber wir sind erfolgreich!

Weitere zwei Tage spaeter treffen wir im touristisch ueberlaufenen Segovia
ein. Die "Semana Santa" ist in vollem Gange und die Ostertage stehen vor
der Tuer. Wir haben die Moeglichkeit einer Prozession beizuwohnen, werden
aber eher erdrueckt von den vielen Heiligen-Statuen, die waehrend Stunden
durch die engen Gassen und Strassen getragen werden. Wir fragen uns wer
vor 2000 Jahren eigentlich gekreuzigt wurde: die Heiligen oder Jesus
Christus?!
Auf dem Campinplatz lernen wir Birgit und Rolf kennen, ein aelteres
Ehepaar aus Deutschland, das mit seinem Campervan in Spanien unterwegs
ist. Wir legen unsere verbleibenden Lebensmittel zusammen und sie kochen
fuer uns alle ein feines Menue. Waehrend es draussen dunkel wird und zu
regnen beginnt, geniessen wir vier in der Waerme des Campers einen
gemuetlichen Abend miteinander bis weit nach Mitternacht - es war schoen
Euch zu treffen, Danke!

Das Tief bleibt ueber Spanien verankert. Am Ostersamstag unternehmen wir
einen Ausflug mit dem Zug ins zwei Stunden entfernte Madrid. Der Regen und
die Kaelte verschonen uns aber auch hier nicht. Unter dem Schirm
versteckt, schauen wir uns in den huebschen Gassen Madrids um. Viele
kleine Cafes dienen uns immer wieder als Aufwaermstationen. Vor den drei
bekannten Kunstmuseen steht man Schlange, diese Besuche verschieben wir
auf eine spaetere Staedtereise...
Ostern ist ein Regentag wie aus dem Bilderbuch. Am Ostermontag zeigt sich
die Sonne zum ersten Mal wieder. Alle Berge um uns sind weiss gezuckert -
kein Wunder, dass es so kalt ist! Juhee, Eiersuche ist angesagt! Ist das
eigentlich ein typischer Schweizerbrauch? Wir werden auf jeden Fall
komisch von den anderen Zeltplatzbewohnern angestarrt?!

Endlich wieder "on the road"! Eine schoene abwechslungsreiche Fahrt bringt
uns durch Flusstaeler, Weideland und natuerlich ueber etliche Huegelzuege.
Heute zelten wir wieder mal wild! Es tut so gut weit weg von Laerm und
Zivilisation sein Lager aufschlagen und einfach sein zu koennen...
Froesche, Grillen und Voegel stimmen in unsere Gedanken mit ein.

Dienstag. 22.April 2003. Heute sind wir 19 Monate unterwegs. Aber auch
diese Tatsache hilf der Sonne nicht hinter den Wolken hervor. Zuegige
Fahrt nach Aranda de Duero, wo wir ein waermendes Getraenk zu uns nehmen.
Ueberland gehts weiter durch farbige Felder mit den Schneebergen der
"Sierra de Guadarrama" hinter uns. Ploetzlich befinden wir uns in einer
kleinen Bergwelt und durch eine schmale Felsschlucht gehts talabwaerts
Richtung Santo Domingo de Silos. Kurz vor dem Dorf fallen die ersten
Regentropfen. Bei einem dichten Fichtenwald machen wir halt und stellen
unser "zusammensetzbares Haus" auf; gerade vor dem grossen Regen
schluepfen wir ins trockene Innere - nochmals Glueck gehabt!

Wow, wir trauen unsern Augen kaum, als wir am naechsten Morgen den Kopf
aus dem Zelt strecken: Blauer Himmel! Kurz vor neun stehen wir im Dorf
vorne vor dem Kloster. Wir wollen heute morgen die beruehmten Moenche
singen hoeren (sie waren in den Mitte 90-ern bei den Bestsellern in den
Hitparaden)! Eine ganze Stunde lang geniessen wir die andaechtigen
gregorianischen Gesaenge, was sehr schoen war.
Die kleine Strasse fuehrt uns weiter durch verworrene Felsformationen
hindurch, welche wir "Monument Valley von Spanien" taufen, hinueber in ein
anderes Tal. Wir koennen sogar riesige Iberische Geier beobachten! Es
gefaellt uns hier so gut, dass wir uns entscheiden weiterhin durch die
Berge zu radeln und so sind wir bald unterwegs zur "Sierra de la Demanda".
Eine traumhafte Gegend mit Wiesen, Busch, Wald und ringsherum verschneite
Huegel -und Bergzuege. Da wir uns immer noch meisstens auf ueber 1000MueM
befinden, bleibt es oft frisch und ein eisiger Wind blaest uns um die
Ohren. Oben auf einem Pass angekommen, verlassen wir die Provinz "Castilla
y Leon" und kommen mit einer langen Abfahrt ins "Land des Rioja", womit
wir nun auch die Meseta endgueltig verlassen haben.

Ueber Najera fahren wir weiter ins Land hinein Richtung Logrono. Hier
unten ist es wieder bedeutend waermer und wir geniessen es in kurzer Hose
und T-Shirt zu fahren. Wenn wir durch die kleinen Doerfer pedalen, kommt
es uns so vor, als wuerden wir direkt durch deren Weinkeller radeln, so
intensiv riecht es auf den Strassen nach Riojawein... natuerlich geniessen
wir am Abend bei einem feinen Essen ein Glaeschen davon!
Aber oh weh! Ob es am Rioja liegt wissen wir nicht. Auf jeden Fall haut es
mich am spaeten Abend mit Erbrechen, Durchfall und Fieberzacken bis 38°C
ins Bett :-( Die Pensionsbesitzein ist zuvorkommend, ich erhalte heissen
Tee und Christian darf sogar gratis die Waschmaschiene benuetzen. Die zwei
ungeplanten Ruhetage nutze ich gerade um ein wenig Baskisch zu lernen,
schliesslich sind wir ja hier am Rande des spanischen Baskenlandes
gestrandet. Hier eine kleine Kostprobe: Hallo - Kaixo! Aufwiedersehen -
Agur! Bitte - Mesedez. Danke - Eskerrik asko. Entschuldigung - Parkatu! 1
- bat, 2 - bi, 3 - hiru,...

Als ich wieder fieberfrei bin und der Magen aufnahmefaehig scheint, wollen
wir meine Gesundheit testen, bevor es mit dem Rad weitergeht. Es ist
Samstagabend und die Leute gehen in die nahegelegene Stadt Logrono in den
Ausgang - das tun auch wir! Hej, da ist ja was los! Wo die Strassen,
Gassen und Bars am Nachmittag noch Menschenleer sind, tummeln sich am
Abend hunderete von lebensfrohen, lachenden und gestikulierenden Menschen.
Jeder scheint ploetzlich auf der Strasse zu sein. Ob jung, ob alt, auch
Familien mit kleinen Bebes im Wagen, alle geniessen den Rundgang durch die
Gassen und zu den zahlreichen "Tapa-Bars", welche heute Abend ein gutes
Geschaeft zu machen scheinen. Ja, und genau diese Tapas (Snacks) haben es
uns angetan: Sie bestehen aus den verschiedensten kulinarischen
Koestlichkeiten, roh, gebraten oder frittiert zubereitet und in grossen
Mengen an der Theke ausgestellt. Immer mitdabei ist eine Scheibe Baguette.
Da gibt es die verschiedensten Tortilla`s, Rohschinken, Chorrizo, Fisch,
Eier, Artischocken, Oliven,... gefuellte Peperoni, getrocknete eingelegte
Tomaten, Muscheln, Fleisch -und Gemuesespiesschen, frittierte Zucchini,
gebratene Pilze mit Crevetten,... einfach alles was das Herz begehrt; und
alles in mund -und portemonaiegerechten Haeppchen - ein Traum! Wir
verschieben unseren zivilen Hochzeitstag um einen Tag vor und ziehen auch
von Tapa-Bar zu Tapa-Bar. Ein herrlicher Abend!

Blauer Himmel und Sonnenschein erwarten uns draussen. Nur der kalte
Gegenwind und meine vom Fieber in Pudding verwandelten Muskeln halten uns
davon ab zuegig vorwaerts zu kommen. Trotzdem erreichen wir heute 18`000km
Liechtitour - judihui! Wir durchstreifen schoene Weinanbaugebiete und
gruene Huegelzuege so weit das Auge reicht. Ein Stueck unseres Weges
fuehrt uns in entgegengesetzter Richtung dem Pilgerweg (Jakobsweg) nach
Santiago de Compostela entlang. Wir stossen auf viele Pilger; ja man
koennte meinen eine Radiowanderung sei unterwegs. Nach 77 anstrengenden km
und 1200hm finden wir 10km vor Pamplona ein huebsches "Casa Rural"
(spanisches B&B), in welchem wir vor dem Sturm gerade noch rechtzeitig
unterkommen. Da es eigentlich ausgebucht ist und die anderen Gaeste schon
am Nachtessen sind, kochen wir uns im Innenhof selber Reis mit einem
rassigen Zucchetti-Zwiebel-Gericht. Natuerlich fehlt ein Glas Wein dazu
nicht (Zwiebel und Wein vom Haus spendiert)! :-)

Schnell haben wir die verbleibenden 10km nach Pamplona am naechsten Morgen
hinter uns. Hier erledigen wir Postangelegenheiten und verbringen geraume
Zeit im Internet-Cafe. Leider wird uns waehrend dem Mittagessen unsere
kleine treue Kamera mit Mini-Stativ gestohlen, snueff, snueff... :-(
Deshalb wird es auch keine Fotos mehr auf unserer Homepage haben von
dieser Zeit in Spanien und Teile von Frankreich, bis wir uns dann wieder
eine billige Fertigkamera gekauft haben... Fazit: Europa ist ein
gefaehrliches Pflaster! Von den 20 Monaten unterwegs verbringen wir
viereinhalb Monate in Europa. Dreimal werden wir auf unserer Reise
bestohlen, zweimal davon in Europa!

Noch am selben Tag brausen wir, zwar etwas enttaeuscht, aber durch den
kraeftigen Rueckenwind ermutigt, in die atlantischen Pyrenaeen hinein. In
Zubiri zweigt unsere kleine Passstrasse ab, der spanisch/franzoesischen
Grenze entgegen. Etwas nostalgisch stellen wir, zum letzten Mal auf
spanischem Hoheitsgebiet, unsere kleine "Villa Unterwegs" auf.
Es regnet waehrend der Nacht und als wir am Morgen aus unseren
Schlafsaecken kriechen, ist draussen alles grau verhangen und nass. Doch
schon bald strampeln wir die verlassene, schmale Passstrasse durch den
hellgruen leuchtenden, neuspriessenden Buchenwald hoch. Es ist wiedermal
eine schoepferische Pracht und wir vergessen die zu erklimmenden
Hoehenmeter. Der hoechste Punkt ist erreicht und nach kurzer Weiterfahrt
gelangen wir zum ehemaligen Zollgebaeude, welches sich uns heute als ein
Cafe entpuppt. So mitten in den Bergen, wo es sonst kein Dorf noch Weiler
gibt, kommt dies uns sehr gelegen. Willkommen in Frankreich!


BLICK NACH VORN...
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Ja, und wie Liechtitour die letzte Etappe durch Frankreich und die Schweiz
erlebt hat, werdet Ihr bald im naechsten Reisebericht erfahren koennen.


ZUM SCHMUNZELN: :-)
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In den meisten Restaurants wird auch in Spanien ueber Mittag ein oder
mehrere guenstige Mittagessen (meist mit Vorspeise, Hauptgang, Dessert und
Getränk) angeboten (7-10Euro/Pers.). Natuerlich wollen wir uns dies nicht
entgehen lassen und bei einer guten Gelegenheit greifen wir zu.
Leider verstehen wir nicht allzuviel von der Menuekarte, deshalb fragen
wir nach. Aber mein Spanisch ist nicht mehr das, was es mal war... eine
Dame vom Nachbarstisch kommt uns zu Hilfe. Sie spricht Franzoesisch und
Spanisch. So uebersetzt sie uns nun die Speisekarte ins Franzoesische. Wir
suchen uns was Gutes aus und antworten ihr ebenfalls auf Franzoesisch. Sie
uebersetzt danach unsere Bestellung der Wirtin ins Spanische... klingt
alles etwas spanisch, nicht wahr, aber es scheint zu funktionieren?! Wir
freuen uns auf unseren verdienten z`Mittag! Die Vorspeise wird schon bald
serviert und der Artischockensalat kommt wie bestellt. Jetzt warten wir
gespannt auf das Hauptgericht; feine Huehnerbruestchen haben wir bestellt.
Als wir aber eine Schuessel mit so komischen Saeulen vor uns hingestellt
bekommen, macht sich in uns eine duestere Ahnung breit. Die sprachliche
Ueberlieferung unserer Bestellung oder unsere Franzoesischkenntnisse
scheinen nicht ganz ausreichend gewesen zu sein: In Fett schwimmende
Knochen mit "gschludriger" Masse dran wurden uns serviert. Ein starker
Geruch von Lamm steigt uns in die Nase - wir haben einen Topf voller
"Lammfuessli" bestellt! Ein tiefer gegenseitiger Blick in die Augen
genuegt: "Immerhin besser als ein zweites Mal Huehnerfuesse, gell..."
(damals in Singapore gegessen) ;-)


UNSERE HOMEPAGE
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Auf unserer Homepage "http://liechti.poweredge.ch" sind nun alle Fotos
drauf, auch diejenigen von unserem Ankunftsfest! In nächster Zeit wollen
wir die Homepage auch noch überarbeiten, so dass dann nur noch die guten
Fotos drauf sein werden.


FUER DIE, DIE ES GANZ GENAU WISSEN WOLLEN...
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Nachfolgend noch einige Daten und Fakten von der Zeit in Spanien (08.04.03
- 28.04.03):

Fahrrad (Bicycle) - Reise Route und Daten:
Provinz EXTREMADURA: S. Vicente de Alcantara - Alcantara - Coria, Provinz
CASTILLA Y LEON: Miranda del Castanar - Salamanca - Segovia - Santos
Domingo de Silos, Provinz LA RIOJA: Najera - Logrono, Provinz NAVARRA:
Iruna/Pamplona

Total in Spanien: 954 km
Total insgesamt: 18123 km

Hoehenmeter in Spanien: 9087 hm
Hoehenmeter insgesamt: 131'577 hm

Anzahl gefahrene Tage: 12 Tage
Anzahl restliche Tage: 8 Tage


A bientôt!

Christian und Monique Liechti-Kueffer
Mail: liechtitour@yahoo.com
Fax: 0049-2561-959-216812
Web: www.travel.to/liechtitour oder http://liechti.poweredge.ch

PS: Falls jemand diesen E-Mail-Reisebericht an seine Adresse nicht mehr
will, kann man uns dies problemlos kurz per Mail mitteilen.

Kein Grenzposten mehr
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9.4.2003
Die weiten Ebenen der Extremadura
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Römische Brücke von Alcantara
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12.4.2003
Regentag im Zelt
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Abendessen im Zelt
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13.4.2003
Santibanez de la Sierra
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In den Strassen von Salamanca
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Casa de las Conchas - Muschelhaus
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Oster-Prozession
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15.4.2003
Glockenturm der alten Universität
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Blick auf die Altstadt von Salamanca
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18.4.2003
Aquädukt von Segovia
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19.4.2003
Alte Bahnhofshalle von Madrid
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Strassenschild in Madrid
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21.4.2003
Ebene in der Nähe von Segovia
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Turégano
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23.4.2003
In der Nähe von Santo Domingo de Silos (Burgos)
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24.4.2003
Ein langes Bergtal führt in die Ebenen von La Rioja
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EndeEndeEndeEnde