Reisebericht
Nr. 8: von liechtitour Vietnam Kunming, China, 11. Mai 2002 Xin Chao!!! Willkommen in unserem letzten Reiseland Suedostasiens - Vietnam. Es ist schon wieder ueber einen Monat her, seit Ihr unseren Reisebericht von Laos erhalten habt. Er endete mit dem letzten km Staubstrasse vor dem laotischen/vietnamesischen Grenzposten. Unterdessen haben wir wieder einiges erlebt und erfahren, woran wir Euch alle gerne teilhaben lassen wollen... MOMENTAN BEFINDEN WIR UNS HIER... ================================= Stellt Euch vor, wir sind vor etwa 10 Tagen mit dem Velo in China eingefahren! Das war schon noch ein Erlebnis ueber diese so lange fuer Individualtouristen geschlossene Landesgrenze selber hinueber zu pedalen! Ja, und nun sind wir in Kunming (Suedwestchina) und ueberlegen uns, ob wir es wagen wollen noch etwas in tibetische Richtung zu pedalen. Da ja unsere warmen Kleider und Outdoor-Ausruestung in Singapore eingestellt ist, koennen wir nicht all zu weit in den "Himalaya" hoch biken... aber ein Stueckchen wuerde uns schon gluschten! China ist im Gegensatz zu den zuletzt bereisten Laendern wieder sehr modern. Wir sind ueberrascht wie stark der Fortschritt hier schon Einzug gehalten hat! Es gibt Dinge, die wir seit Singapore nicht mehr angetroffen haben. Ueberall wird gebaut, die Infrastruktur ist weit entwickelt (wir hatten noch nie so schnelle Internetverbindungen wie hier in China!), auch kleinere Provinzstaedte weisen modernste Glasbauten auf! Es gibt richtig grosse Supermaerkte (mit festangeschriebenen Preisen!) und Luxushotels! So gesehen sind wir zur Zeit also gerade an der Verarbeitung eines Retour-Kulturschocks! Einzig auf dem Lande erinnern uns noch viele Dinge an die Zeit in Laos oder Vietnam. Aber China gefaellt uns trotzdem supergut! Die Leute sind einfach toll, superfreundlich und sehr hilfsbereit! Nach unseren Erfahrungen in Vietnam ein echter Aufsteller! Das Reisen mit dem Fahrrad hier in China ist eigentlich trotz der groesseren Sprachbariere viel einfacher als es in Vietnam war! Mehr darueber koennt Ihr ja dann auch wieder via den China-Reisebericht erfahren, aber vorerst wollten wir Euch ja eigentlich ueber Vietnam berichten... BLICK ZURUECK: LAO BAO (LAOS / VIETNAM-GRENZE) - LAO CAI (VIETNAM / CHINA-GRENZE 15.03.02 - 26.04.02: ============================================================= Es ist erst das zweite Mal (nach dem Spluegenpass,CH/I) auf unserer Reise, dass wir via Landweg eine Landesgrenze ueberqueren. Die Formalitaeten laufen zu unserem Erstaunen ohne Tadel ueber die Buehne. Bald fahren wir mit dem vietnamesischen Einreisestempel auf unseren Visas auf einer holprigen Teerstrasse bei 40 Grad C den steilen "Stuzt" nach Khe Sanh hoch. Auch hier rufen uns die Kinder vom Strassenrand her zu. Aber es ist nicht mehr ein so freundliches "Sabaidii", sondern nur noch ein gebrochenes "Hello", das wir zu Beginn immer als "Velo" verstanden haben und uns fragten, woher sie dieses Wort wohl kannten... :-) Die Essenssuche, und vieles uns Gewohntes, stellte sich nun ploetzlich wieder als schwierig heraus, da wir noch nicht so genau wussten was es wann und wo hier gibt. Auch die Verstaendigung war wieder komplet anders, obwohl Vietnam unsere Schriftzeichen hat, einfach mit einem Haufen von Schlaenkern und Punkten drunter und drueber (noch schlimmer als Franzoesich...) was eine Landesgrenze doch alles Aendern kann! Da wir uns noch Mitten in der DMZ (Demilitarisierte Zone) befinden, beschliessen wir uns das Khe Sanh Lager zu besichtigen. Hier wurde 1967 ein amerikanisches/suedvietnamesisches Basislager mit Flugplatz errichtet, um den hier durchlaufenden Ho Chi Minh Pfad zu unterbrechen. Die Schlacht von Khe Sanh, waehrend des Vietnamkrieges (hier uebrigens Amerikakrieg genannt) begann im Januar 1968. 75 Tage spaeter waren 500 amerikanische Soldaten, 10'000 nordvietnamesische Soldaten und unzaehlige Menschen der zivilen Bevoelkerung tot. Heute ist nicht mehr viel uebrig, was uns das Geschehen von damals visualisiern helfen wuerde - ein kurzes Stueck der Landebahn, ein Flugzeugpropeller, ein verrosteter Panzer, eine Kiste voll verbogener und ausgedienter Waffen, Helme und Uniformteile... - aber es stimmt einem enorm nachdenklich, sind doch noch nicht 30 Jahre vergangen, als der Krieg noch voll im Gange war...! Die Strasse fuehrt uns ueber einen gruenen Bergkamm ins Tal runter, durch kleine Doerfer, an Bachlaeufen vorbei und durch knallgruene, leuchtende Reisfelder. Ab und zu sieht man Strohhuete sich heben und senken und man weiss, da ist Jemand am Reisfelder bestellen. Je naeher wir Dong Ha kommen, desto verkehrsreicher und laermiger wird die Strasse. Nein, keine Privatautos, die gibt es hier (wie in Laos) auch noch nicht. Aber Motorraeder, Wespas, Lastwagen, Busse und hunderte von Fahrraedern! Hier gilt nun wirklich, dass der Staerkere die Macht hat oder sie sich einfach nimmt! Die Hupen der Motorraeder sind hier so laut, wie bei uns diejenigen der Postautos und diejenigen der Lastwagen so laut wie die eines Schiffes; und sie droenen pausenlos... - ja, daran hatten wir uns noch zu gewoehnen! Wer war doch schon wieder der Schwaechste in all dem Getuemmel?! Vietnam ist wirklich mit Abstand das schlimmste Land was wir bezueglich Verkehrsverhalten auf unserer Reise erlebt haben! Ein Ausflug zu den Vinh Moc Tunnels bringt uns das erste Mal ans Suedchinesische Meer, an den Golf von Tonkin. Es ist herrlich wieder mal Meeresluft zu schnuppern. Wir beobachten Frauen, die in ihren rund geflochtenen, verteerten Koerben von ca 2m Durchmesser ins Meer hinaus stechen, um fuers Abendessen Fische zu fangen. Die Tunnels sind sehr gut erhalten und geben uns einen erneuten Einblick in die Kriegsgeschichte. Sie wurden 1965/66 zum Schutz vor amerikanischen Bombenangriffen erstellt und retteten 100-en von Menschen das Leben. Sie sind in die Meeresboeschung auf drei Ebenen von 12m, 18m und 23m von Hand gegraben worden. Ihre Laenge betraegt heute noch 1701m und der Durchmesser der Tunnels ist 1.80m x 1.30m. Es erinnert einem fast ein wenig an die Katakomben von Rom/Italien. Bis nach Hue fahren wir auf der Hauptstrasse Nr.1. Wir sind waehrend den ganzen 75 km nur damit beschaeftigt, nach vorn und im Rueckspiegel nach hinten zu schauen, um fruehzeitig zu bemerken ob ein verrueckter Lastwagen- oder Busfahrer ueberholen wollte, um rechtzeitig in den Strassengraben auszuweichen, um nicht von der Strasse abgedraengt zu werden... es war einfach verrueckt und gefaehrlich! Dies war der Ausloeser fuer uns nicht mehr weiter in den Sueden auf dieser Strasse zu fahren. In Hue geniessen wir ein paar Ruhetage. Aber auch hier ist der Genuss nur halbso schoen, da sich das vietnamesische Volk fuer unser Empfinden einem einfach zu fest aufdraengt und uns immer wieder versucht uebers Ohr zu hauen. Ueberall mussten wir um faire Preise handeln, oder unsere Raeder beschuetzen, da sonst innerhalb kuerzester Zeit alles verstellt gewesen waere... es war kurz gesagt sehr ermuedend! Schoen war, das wir bei der Besichtigung der wunderschoenen und interessanten alten Kaiserstadt-Ruinen Elisabeth und Felix Lehner aus Staefa antrafen und ihnen sogar noch die Laosfilme mit nach Hause geben durften. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschoen Euch beiden!!! Ja, und dann stand da ploetzlich noch ein Bike mit einem Kleber von einem Velomech in Fluelen beim Eingang unseres Hotels. Natuerlich machten wir uns so schnell wie moeglich daran, den oder die BesitzerIn ausfindig zu machen. Bald unternahmen wir mit Rainer aus Altdorf einen Tagesausflug zu den bekannten alten Grabstaetten der Nguyen-Dynasty, oder sassen in einem der Strassencafes, oder... es war schoen Dich kennengelernt zu haben, danke fuer die gemeinsame Zeit in Hue - es tat gut! Natuerlich besichtigten wir auch noch die 7-stoeckige Thien Mu Pagode am Parfumriver, so genannt, weil am Ufer Kraeuter und Blumen wachsen, die zur Parfumeherstellung gewonnen werden. Bald aber zog es uns wieder weiter und wir bestiegen den Nachtzug in den Norden nach Hanoi. Es wurde uns zugesichert, dass unsere Fahrraeder mit dem selben Zug mitfahren werden... als wir in Hanoi beim Gepaeckschalter unsere geliebten Gefaehrte abholen wollten, waren sie nicht da! Das war eine sehr schlechte Nachricht, zumal wir die letzten 15h auf ziemlich harten "Softseats" verbracht hatten, fast kein Auge zugetan hatten und der Zug noch drei Stunden Verspaetung hatte... "Kommt heute Abend nochmals vorbei!" In der Zwischenzeit suchten wir uns ein huebsches kleines Hotel mitten in der Altstadt Hanois. Wir quaelten uns schon mit Gedanken, wie wir unsere Reise ohne Raeder fortsetzen koennten. Als wir dann einige Stunden spaeter bei der Gepaeckausgabestelle auftauchten, entdeckten wir unsere zwei treuen Stahlpferdchen hinter vielen anderen Guetern - Phuu, sie sind noch da! Wir nahmen die Velos in Empfang. Doch leider gabs noch einen kleinen Zwischenfall. Wir wollten den aus der Luft gegriffenen Betrag von 10'000 Dong (1.10 CHF) nicht bezahlen, da wir schon in Hue alles (mit Quittung!)bezahlt zu haben glaubten. Aber dies sei die Ausgabegebuehr hier in Hanoi, machten sie uns mit Schreien, Stift, Papier, Haenden und Fuessen klar. Wo steht das geschrieben, wollten wir wissen. Da schlugen sie ploetzlich das grosse Tor vor unseren Nasen zu und verriegelten es mit Schloss und Riegel. Die Fahrraeder wurden uns aus den Haenden "gerissen" - ohne Geld keine Raeder! Wir blieben hart, da wir wussten, dass in Vietnam oft auch an offiziellen Orten Geld in die eigene Tasche eingesteckt wird. Nach langem hin und her, und das alles ohne ein Wort Englisch, zeigten sie uns eine Tafel, auf der wir "Xe Dap" (=Fahrraeder) 2'500 Dong entziffern konnten. Als wir die 5000 Dong bezahlt hatten, wurden die Tore in die Freiheit wieder geoeffntet und wir konnten aus den Klauen der vietnamesischen Bahnbehoerden entkommen. Hanoi ist eine sehr schoene Stadt mit viel Ambience! Vorallem die Altstadt hat es uns angetan mit ihren vielen engen Gaesschen, kleinen Restaurants, netten Strassencafes, lebendigen Maerkten und dem Schildkroetensee im Herzen der Stadt, wo sich morgens um 6.00 Uhr halb Hanoi zum Fruehturnen und 'Tai Chi' trifft. Sich einfach irgendwo hin setzen, einen Bananenshake trinken und das Treiben um sich beobachten... Da sind die Schuhputzjungen, die Feuerzeugverkaeufer, die Frauen mit den Koerben voller frischer Baguettes auf dem Kopf tragend, die Ansichts- und Stadtkartenverkaeufer, einer der der mit einem voller Haushaltswarenartikel bepackten Velo durch die Strassen faehrt, ein anderer mit Messern und seiner Schleifanlage, Frauen tragen an einem Bambusstecken ueber ihre Schultern gelegt zwei Bambuskoerbe mit Artikeln von Unterwaesche, T-Shirts, frischem Gemuese, Obst und Blumen und sogar essbereite kochende Speisen; und natuerlich die Cyclo und Motorbike-Fahrer, die einem eine wirklich billige Fahrt andrehen moechten... alle rufen durcheinander ihre Waren aus: Shoeshine; Lighter, very cheap; Maps from Hanoi, come, bay from me; Cyclo, special price for you; uhuuu, Motorbike? Wir geniessen die Zeit in dieser interessanten, schnelllebigen und doch irgendwie zeitlich zurueckgebliebenen Stadt. Wir trafen auch wieder auf viele Travelers, darunter einige mit Velo. Da wurde es immer spaet nachts, da uns das Gesprachsthema nie auszugehen schien... Da mich (Monique) eine Magen-Darm-Grippe uebermannte, mussten wir noch ein paar wirklich ruhige Tage anhaengen, bis wir endlich wieder, aber voller Drang, unsere Raeder besteigen konnten. (Dafuer gabs suendhaft teure dunkle "Lindth-Schoggi", Bananen und weissen Reis, bis ich bis zu den Ohren voll gestopft damit war) ;-) Am Dienstag, dem 9. April gings dann endlich wieder raus ins Gruene und wir starteten unsere langersehnte Nordwest-Vietnamtour. Aber wir mussten uns noch den 20 km langen Weg aus der Aglomeration Hanoi raus erkaempfen, zwischen stinkenden und lauten Lastwagen, Bussen, Taxis und Motorraedern, in Mitten 100-en von Radfahrern - das war ein Erlebnis wert! Bald aber pedalten wir durch leuchtend gruene Reisfelder den Bergen entgegen. Endlich wieder im Sattel! Doch wir werden zuerst enttaeuscht. Der Verkehr nimmt nur minim ab und es ist immer noch sehr gefaehrlich auf den Strassen. Auch die Leute empfinden wir wieder als sehr unfreundlich und gelderhaschend, wo sie nur koennen! Schon am zweiten Tag kommen wir in eine regelrechte Kriese. Unterwegs machen wir Stop und diskutieren, ob wir hier wirklich noch weiter wollen. Es begann nun auch zu regnen und die Strassen wurden dadurch noch gefaehrlicher! Aber da die Landschaft sich als sehr schoen und so ganz anders als das bisher gesehene entpuppte, gewinnt das Ja fuer die Weiterfahrt - und wir sind heute sehr froh, dass wir so entschieden haben. Die Bergwelt im Nordwesten von Vietnam ist eine der schoensten, die wir bis jetzt erfahren haben. Noch muessen wir 600 Hoehenmeter auf 20km an diesem Tag bewaelltigen. Tropfnass und frierend (10 Grad C) kommen wir auf der Passhoehe an - Kleiderwechsel im "Fliegen" und weiter gehts. Ein grosses Gewitter meldet sich in der Weite mit lautem Donnern an. Wir fahren die vom Regen geflutete Passstrasse runter, als Christian, kurz nachdem uns ein Lastwagen kreuzte, stuerzt. Der Lastwagenfahrer hatte dies nicht mal bemerkt; wir merken wieder, wie gefaehrlich es auf Vietnams Strassen ist und fahren nun noch vorsichtiger. Zum Glueck hat sich Christian nur am Knie wenig aufgeschuerft und ein paar blaue Flecken eingeholt, aber nichts gravierendes. Auch das Velo kam mit ein paar kleinen Blessuren davon. Es hat in der Nacht weiter gewittert, der Himmel ist trueb und bedeckt. Trotzdem machen wir uns an den permanenten 38 km Aufstieg auf 1200m auf. Fast oben beginnt es wieder zu schuetten, was das Zeug haelt. Zum Glueck finden wir nach kurzer Fahrt einen Unterstand. Da es auch hier nur noch 10 Grad C ist bastle ich (M) mir meine eigenen Gore Tex Schuhe. Fuesse trocknen, Socken, Plastiksaecke und meine billigen 7.- CHF Notturnschuhe drueber, so hatte ich wieder schoen warme Fuesse! Die Hilltribe (Bergstaemme) haben da ihre eigene Erfindung fuer einen Regenschutz: Sie reissen ein riesengrosses Blatt ab und benuetzen es als Regenschirm. Manchmal finden bis zu drei Menschen darunter Platz. Als die Sonne wieder ihr Gesicht zeigte, bot sich uns auf 1000m.ue.M. ein wunderpraechtiges Panorama. Wir genossen eine Weitsicht ueber jegliche Huegel- und Bergzuege weit in den Nordwesten hinein. Zum ersten Mal konnten wir sehen wohin uns unsere Tour noch fuehren wird - hui, die Berge scheinen hoch zu sein... es sieht aber auch sehr schoen aus! Der Verkehr nimmt von Tag zu Tag ab und das Fahren macht uns wieder viel mehr Spass. In der Region von Moc Chau treffen wir auf "Fribourger Kuehe". Wir begegnen Einheimischen, die mit Ihren Raedern grosse Milchkannen in die "Molki" transportieren. "Hej! Fascht wie dihei!" Da muss es doch also auch frische Milch geben... und siehe da, in Moc Chau selbst drinken wir seit Monaten wiedermal frische Pastmilch und essen Becherweise "Sua Chua" (=frisches Joghurt). Die schmale und holprige Strasse fuehrt uns durch traumhafte Szenerie: Karstberge, Reis- und Gemuesefelder, kleine Doerfer mit Holzhaeusern von Thai und Dao Hilltribes. Wir sind wieder in der Natur draussen! Mittagsstop in kleinem Dorf mit Garkueche. Mit unserem "Ohne Woerter-Buch" (500 Zeigebilder fuer Weltenbummler) lassen wir uns die koestlichsten Malzeiten zubereiten. Hier spricht wirklich Niemand mehr ein Wort Englisch. Neu gestaerkt gehts wieder weiter auf unserer Reise... In Yen Chau uebernachten wir in einem Gouvernments Guesthouse. Sonst gibt es hier keine andere Schlafmoeglichkeit. Wir muessen fast das ganze Dorf mobilisieren, damit die zustaendige Person aufgetrieben wird, um uns ein Zimmer zu geben - wer die Wahl hat, hat die Qual: wir hatten sie nicht, denn es gab ja nichts anderes: Der Schmutz schien seit 3 Jahren nicht mehr weggeputzt worden zu sein, das WC war verstopft und die Leintuecher - ach nein, lassen wir das... Das Verhalten vieler Vietnamesen koennen wir immer noch nicht begreiffen und wir werden langsam wieder muede staendig um faire Preise handeln zu muessen, und, und, und... Aber die Natur entschaedigt uns taeglich fuer die Anstrengungen mit den Vietnamesen. Und alle darf man nicht in den selben Topf schmeissen! Wir lernen auch nette und hilfsbereite Leute kennen. Zudem sind die Bergstaemme sehr fleissige Menschen. Sie arbeiten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf ihren Feldern, um diese zu bestellen. Alles ohne Machienen sondern von Hand oder mit dem Ochsen und primitiven Arbeitsgeraeten. Die Ernte bringen sie auf die Dorfmaerkte um wiederum Lebensnotwendiges aus dem Verdienst zu kaufen oder eben auch neue Saat. Wir wuerden gerne Fotos von den so schoen und originell Gekleideten Hilltreib Frauen, Kinder und Maennern nehmen. Aber viele sind so scheu, dass sie sich verstecken, kaum, dass sie uns erblickt haben. Doch als sie jeweils unsere leeren 1.5 l PET-Flaschen in den Bidonhaltern sahen, kamen sie herbei und deuteten an, dass sie die Flaschen haben wollen. Diese Flaschen ersetzen ihnen ein schwereres und dazu noch zerbrechliches Tongefaess, um Wasser zu holen. Bei diesen Gelegenheiten konnten wir dann jeweils auch Bilder von den Leuten machen (ist das nicht ein fairer Tausch!?). Durch wunderschoene, ja maerchenhafte Taeler und Schluchten fuehrt uns die Strasse ueber einen sehr steilen Pass weiter Dien Bien Phu zu. Da meine (M) eingefangene Erkaeltung noch nicht zu bessern scheint und ich schon seit vier Tagen kaum mehr sprechen kann (was was heissen soll bei mir!), legen wir hier einen Ruhetag ein. Juhee! Es gibt wiedermal was zu feiern: 7000 km ! Aber die Feststimmung bleibt nicht lange bestehen. Christian uebersieht eine ca. 15 cm tiefe und 1 Meter breite Senkung im Strassenbelag. Mit etwa 30 km/h faehrt er hinein und stuerzt ziemlich arg, dazu noch mit dem Kopf auf den Boden. Die Taschen fliegen vom Velo wie auch die Flaschen, Bidonhalter und sonstiger Kleinkram verteilen sich auf dem Straesschen. Ich half Christian von der Strasse auf's Wiesenband an den Schatten. Seine Stirn, Wange, der linke Ellenbogen und das Knie bluteten. So schnell sich dies zugetragen hatte, so schnell waren auch ca. 30 - 50 Menschen aus dem nahen Dorf im Kreis um uns versammelt. Wie die Vietnamesen eben sind, liessen sie mir kaum Platz, um an meine Taschen und an das Erste Hilfe Set ranzukommen. Ich musste gleichzeitig Christian verarzten, sein Velo mit den Taschen und mein Velo mit allem Zubehoer im Auge behalten. Kaum hatte ich die Wunden desinfiziert, kam ein aufdringlicher Mann ganz nah zu uns, riss Blaetter von einem Strauch ab, zerkaute sie und wollte sie Chrigi auf die Wunden schmieren - mit Haenden und Fuessen konnte ich ihn abwehren und endlich fertig verbinden. Ploetzlich brachte der selbe Mann uns Steine, wir muessen diese auf uns tragen - das sind ja sicherlich interessante Braeuche, aber fuer uns im Moment eher weniger hilfreich. Notduerftig verpackten wir alles und fuhren ein bis zwei km weiter, wo wir mehr Ruhe hatten, uns von dem Schreck zu erholen. Ausgerechnet heute hatten wir den Helm wiedermal gegen unser Sonnenchaeppli ausgetauscht... Christian hatte wirklich Glueck im Unglueck, zumal wir noch so mitten in der Pampa draussen waren, ohne jegliche aerztliche Versorgung (Hanoi lag etwa 20 holprige Busstunden entfernt). Wir fanden dann nach etwa 20 km ein kleines unangeschriebenes Hotel, wo Christian sich von den Strapazen des Fahrens und noch dazu bei 35 Grad C erholen konnte. Wiedereinmal wecken uns fruehmorgens die Lautsprecher direkt vor dem Fenster mit Nationalhymne, Nachrichten und weiss was fuer Propagandaparolen. In den kleinsten Doerfern kann man hier in Vietnam auf den Wecker verzichten. Standartweckzeit ist 5.00 Uhr! Ganze Talkessel werden mit dem "Laerm" erfuellt. Auf Schotterstrasse geht es heute weiter. Es macht keinen Sinn laenger hier zu sein, die naechsten 47km und 650 Hoehenmeter muessen gemeistert werden! Hier kommt eigentlich fast kein Verkehr mehr durch, man ist ziemlich auf sich allein gestellt. Wir sind froh, als wir in Lai Chau das schoene und saubere Lan Anh Hotel finden und ruhen koennen. Hier treffen wir auf Margrit und Pius, aus Tagelswangen. Sie sind auch schon seit mehreren Monaten mit dem Velo in Suedostasien unterwegs. Es tut gut, wieder mal so sprechen zu koennen, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Es stossen auch noch Christoph und Cristina (D/Esp)zu uns und wir verbringen einen ganz gemuetllichen Abend zusammen! Wir bekommen durch Christoph und Cristina die Moeglichkeit die naechste Etappe per Jeep zu bewaeltigen, da Christian noch nicht top fit war. Er fuhr mit den Raedern im Jeep mit und ich fand mit zwei unserer Taschen im Landrover von Rulo (D) eine Mitfahrgelegenheit. Die letzten zwei Taschen fanden bei Chris und Mia (Danmark) im anderen Landrover Platz. Vielen Dank Euch allen fuer Eure Hilfe und Unterstuetzung!!! In Tam Duong nach 100 km fanden wir uns alle wieder, und unsere Sachen wurden ausgeladen. In einem sauberen Hotel fanden wir ein wunderschoenes Zimmer mit Terasse mit Sicht in die Felder und Berge. Bald trafen auch Margrit und Pius ein (die die Strecke per Rad gefahren haben) und wir hausten uns gerade fuer drei Naechte hier ein. Wir genossen eine wirklich Gute und interesante Zeit zusammen! Danke fuer alle Eure Tips und Gespraeche!!! Wir haben diese Zeit sehr genossen! 76 km und 1900 Hoehenmeter sind noch zu ueberwinden, dann sind wir am Ziel unserer Nordwest-Tour in Sapa. Margrit und Pius sind bereits abgeduest... Nach einer feinen Nudelsuppe gehts auch bei uns los. Die Strasse ist teilweise in sehr schlechtem Zustand, mit riesigen Holpersteinen. Aber andernseits wird sie gerade neu geteert und dann ist das Fahren wie auf einem Teppich. Hier wird alles noch von Hand gemacht - z.B. Steine mit Haemmern zerkleinert und mit Spritzkannen geteert. Der erste Bergzug ist geschafft. Jetzt stehen wir unten (700m.ue.m.) am Tram Ton Pass (2047m.ue.m.). Die 30 km Anstieg beginnen in einem steinigen Tal einem Bergbach entlang hoch. Es erinnert uns ein wenig ans Reusstal am Gotthard oben. Die Bergwelt ist einfach fantastisch! Auf der anderen Seite kommen uns Wolken entgegen, es ist kuehl. Wir geniessen noch die letzten Sonnenstrahlen und stechen dann runter in den Nebel nach Sapa. Hier werden wir von Margit und Pius schon erwartet und in das schoene Royal Hotel entfuehrt - es sind wiedermal Ferientage angesagt - Sapa ist das Arosa von Vietnam! Den Fansipan (ca. 3200m, hoechster Berg Vietnams) haben wir zwar nicht bestiegen, aber wir haben dafuer einen grossen Teil Nord-Vietnams per Velo befahren. Es ist nicht unser Traumland geworden und wir sind froh, bald ueber die Grenze nach China fahren zu koennen. Die Landschaft vorallem im Nordwesten Vietnams und die Begegnungen mit den Hilltribes werden wir aber im Herzen mit uns weitertragen... BLICK NACH VORN... =================== Ja, endlich ist es nun so weit. Wir haben das China-Visum in der Tasche und es steht uns eigentlich nichts mehr im Wege die Grenze von Vietnam nach China per Velo zu ueberqueren. Ob wir nun schon Schlitzaugen bekommen haben und viels mehr koennt Ihr dann im China-Reisebericht nachlesen... FUER DIE, DIE ES GANZ GENAU WISSEN WOLLEN... ============================================ Nachfolgend noch einige Daten und Fakten von der Etappe Vietnam (15.03.02 - 26.04.02): Reiseroute und Daten: 23 km / 200hm Daen Sawan (Laosgrenze) - Khe Sanh 65 km / 100hm Khe Sanh - Dong Ha 85 km Ausflug Dong Ha - Vinh Moc-Tunnels retour 75 km Dong Ha - Hue 7 Tage in Hue Nachtzug Hue - Hanoi 14 Tage Hanoi 75 km Hanoi - Hoa Binh 67 km / 1050hm Hoa Binh - Mai Chau 67 km / 1300hm Mai Chau - Moc Chau 57 km / 100hm Moc Chau - Yen Chau 65 km / 750hm Yen Chau - Son La 87 km / 1370hm Son La - Tuan Giao 82 km / 755hm Tuan Giao - Dien Bien Phu40 km Seno - Dong Hene 1 Tag Dien Bien Phu 55 km / 581hm Dien Bien Phu - Muong Lay 47 km / 650hm Muong Lay - Lai Chau Jeep-Fahrt Lai Chau - Tam Duong (105km/ca.1100hm) 2 Tage Tam Duong 76 km / 1900hm Tam Duong - Sapa 2 Tage Sapa 38 km / 1400m runter nach Lao Cai an die Grenze zu China Total in Vietnam: 1135 km Total insgesamt: 7235 km Hoehenmeter in Vietnam: 10000 hm Hoehenmeter insgesamt: 40200 hm Anzahl gefahrene Tage: 15 Tage Anzahl restliche Tage: 27 Tage Pannen: - Plattfuesse: mehr als zuvor, da unsere Reifen mit der Zeit immer duenner wurden und nicht mehr den gleichen Schutz bieten wie zuvor. Es wurde Zeit fuer einen Reifenwechsel... - Gangkabel von Monique's Fahrrad gerissen. Dies passierte nicht beim Schalten sondern einige Vietnamesen verwechselten das Kabel mit einer Gitarrensaite!! :-((( ========================================================== Die Fotos von Laos koennt ihr nun auf der Homepage unter "Reiseberichte" anschauen. Die Fotos von Vietnam sollten so gegen Ende Mai ebenfalls dort zu finden sein! Leider stagnieren die Eintraege in unserem Gaestebuch... also, wenn Ihr wiedermal Lust habt bei uns auf der Homepage ein Gaestebucheintrag zu machen, stellt uns das natuerlich total auf! Wir empfangen naemlich gerne Gaeste! Vielen Dank aber natuerlich auch fuer all Eure Mails welche wir von Euch erhalten haben!!! Ein herzliches "Velo, Velo" (Vietnamesiches Hello) von uns aus Vietnam!!! Christian und Monique Liechti-Kueffer Mail: liechtitour@yahoo.com Fax: 0049-2561-959-216812 Web: www.travel.to/liechtitour oder liechti.poweredge.ch PS: Dieser Reisebericht kostet fuer jeden von Euch nur 25'000 Dong! Special Price only for YOU!!! Ueberweisung auf unser Konto in Vietnam... PS2: Falls jemand diesen E-Mail-Reisebericht an seine Adresse nicht mehr will, kann man uns dies problemlos kurz per Mail mitteilen. __________________________________________________________________ Gesendet von Yahoo! Mail - http://mail.yahoo.de Sie brauchen mehr Speicher für Ihre E-Mails? - http://premiummail.yahoo.de |
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